Die Geschichte des „Comma Johanneum“ und des Textus Rezeptus

 

 

1.Joh.5:7-8 Schlachter 2000:

Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? 6 Er ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist, Jesus der Christus; nicht durch Wasser allein, sondern durch Wasser und Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis gibt, weil der Geist die Wahrheit ist.
Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort1 und der Heilige Geist, und diese drei sind eins;
8 und drei sind es, die Zeugnis ablegen auf der Erde2: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei stimmen überein.

1

gr. logos (vgl. Joh 1,1).

2

Die Worte: im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins; 8 und drei sind es, die Zeugnis ablegen auf der Erde, das sogenannte Comma Johanneum, finden sich nicht in allen Ausgaben des überlieferten Textes der Reformation. In Übereinstimmung mit den allermeisten reformatorischen Bibelausgaben sind sie auch im Text der Schlachterbibel wiedergegeben.

 

Die Fußnoten sind in der Schlachter Studienbibel McArthur nicht zu finden, dafür folgender sehr aufschlussreicher Kommentar:

„Diese Worte beziehen sich direkt auf die Dreieinheit und liefern eine genaue Aussage. Die Gesamtheit aller erhaltenen Bibelhandschriften sprechen eher dafür, dass sie nicht im Originalbrief enthalten waren. Sie tauchen in keinem griechischen Manuskript vor dem 10.Jhd.n.Chr. auf. Nur acht sehr späte gr. Manuskripte enthalten diese Worte, wobei es sich bei ihnen um eine Übersetzung einer späten Rezension der lateinischen Vulgata zu  handeln scheint. Außerdem beinhalten vier der acht Manuskripte die Passage als mögliche andere Leseart, die den Manuskripten als später Zusatz in einer Randbemerkung beigefügt wurde. Kein gr. oder lateinischer Kirchenvater zitierte sie, selbst jene nicht, die in Kontroversen über die Dreieinigkeit verwickelt waren, außer im Lateinischen … sind sie in keiner alten Version zu finden.
Auch innere biblische Beweise sprechen gegen ihre Einfügung, da sie die Gedankengänge des Verfassers unterbrechen
. Sehr wahrscheinlich wurden die Worte dem Text viel später hinzugefügt. In der Schrift gibt es keinen Vers, der die offensichtliche Realität der Dreieinigkeit so ausdrücklich angibt, obschon viele Stellen sehr deutlich auf sie schließen lassen. S.2:kor.13:14

Ich frage mich wirklich, warum dieser Text dann überhaupt in die Schlachter 2000 übernommen wurde? Die Antwort hängt wahrscheinlich mit dem Textus Rezeptus zusammen, der eben diese Worte enthält und von dem man annimmt er sei der von Gott inspirierte und bewahrte Mehrheitstext?

 

 

Hier die Menge-Übersetzung, welche eine Textkritische Übersetzung sein soll:

Wer anders aber ist es, der die Welt überwindet, außer dem, welcher glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? 6 Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist (d.h. der die Taufe gebracht hat und sich hat kreuzigen lassen), Jesus Christus; nicht im (oder: mit dem) Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist es, der Zeugnis (für ihn) ablegt, weil der Geist die Wahrheit ist. 7 Drei sind es nämlich, die Zeugnis ablegen:

der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind vereint (oder: stimmen in ihrem Zeugnis überein).

 

Wie kam aber nun dieser Zusatz in unsere Bibeln?

Ein holländischer Gelehrter (Humanist) Namens Desiderius Erasmus machte es sich zur Aufgabe eine Edition des griechischen Neuen Testamentes in aller Schnelle zu erstellen, um damit die Ehre einer Erstausgabe zu erhalten. Sein Name ging daher in die Geschichte ein –wie du ja hier gerade erlebst. Erasmus stützte sich bei seinem Text auf insgesamt sechs Handschriften, die aus dem 11. bis 15. Jahrhundert stammten. Es war ihm sicher da klar, dass sie keine hohen Ansprüche erfüllten, denn für die Evangelien standen ihm nur zwei und für die Offenbarung nur eine Manuskript zur Verfügung. Erasmus änderte dann diesen Text nach eigenem Ermessen ab, was man noch heute an seinen Randbemerkung nachvollziehen kann.

Trotz der Mängel wurde seine Edition, die Editio Princeps, im Laufe der Jahre zur Standartausgabe des griechischen Textes. Andere Nachfolger stützen sich auf seine Werke – mit all seinen Mängeln der wenigen späten, unsichereren Handschriften! Sie enthielten Hinzufügungen wie z.B. die Geschichte der Ehebrecherin in Johannes und den mit ziemlicher Sicherheit falschen Schluss von Markus.

In der zweiten Auflage 1519 verwendete Erasmus eine eigene Übersetzung des griechischen Textes, die sich allerdings immer noch der Vulgata ausrichtete. Er machte viele Korrekturen, wurde allerdings so krank, dass er sie nicht abschließen konnte. Luther und Tyndale stützen sich auf diese 2.Auflage Erasmus.

Aber eines enthielten sie nicht: Das Comma Johanneum, weshalb man Erasmus des Arianismus beschuldigte, weil er die Gott Christi leugnen würde (offensichtlich auch die Dreieinigkeit!)

Dieses findet man nämlich in der Vulgata, doch nicht in den meisten griechischen Manuskripten. Genauer gesagt: Nur drei griechische MS enthalten diesen Zusatz und keine ist älter als 1000 n.Chr. Und genau dieser „Mangel“ wurde dem Erasmus zum Verhängnis, denn die Theologen seiner Zeit, welche durch diesen Text gerne die Dreieinigkeit beweisen wollten, legten größten Wert darauf, dass er in der gängigen Bibel zu finden sei. So beschuldigten sie ihn sogar der Pfuscherei am Text, weil er eben genau diese Lehre untergraben wolle. Erasmus soll sich daraufhin bereit erklärt zu haben, diesen „Fehler“ zu korrigieren, wenn man ihm beweisen könne, dass es denn einer sei. Er forderte also ein entsprechendes Manuskript mit dem ausführlichen Vers. Angeblich wurde dann ein solches Manuskript hergestellt. Erasmus stand zu seinem Wort und fügte die Ergänzung in seiner dritten Edition ein, welche dann als  Grundlagen für Stephanus, Beza, Elzeviers und alle weiteren diente.

Das hatte zur Folge, dass die verschiedenen Übersetzungen des 16 und 17 Jahrhunderts sich immer ähnlicher wurden und von allen Gelehrten zunehmen akzeptiert war. Es entstand der Satz: „Du hast also den Text, der nun von allen akzeptiert wird, in dem nichts verändert oder verfälscht ist.“

Dies war die Grundlage des Textus Rezeptus, was so viel heißt wie:
Text, der von allen akzeptiert ist!

Dieser Text bezieht sich auf griechische Manuskripte, die in Vielzahl vorhanden waren (Mehrheitstext), nicht auf die ältesten und besten Manuskripte! Diese minderwertige Textform bildete aber leider weiterhin bis heute die Grundlage für Bibelübersetzungen, wie z.B. die Schlachter 2000 und die King James Bibel.

Ich las von einen Brief von Hort (Westcott und Hort befassten sich über 28 Jahre intensiv mit biblischen Manuskripten) an einen Freund, in dem er sich darüber beschwerte, dass er sich durch den „miserablen Textus Rezeptus geschleppt habe“ und er dachte an „diesen abscheulichen Textus Rezeptus, der sich vollständig an späte Manuskripte anlehnen würde“, wo es doch heute so wunderbare frühe geben würde. Er bezeichnete diese späten Texte als byzantinische Verfälschungen!

Also mir fehlen die Worte! Mache dir dein eigenes Bild!
Ich fand es jedenfalls sehr interessant, auch einmal in diesen Teil der Geschichte der Bibel hinein zu schnuppern. Sehr erhellend!

 

Aus Liebe zur Wahrheit

JedidaMD