Ist das nicht eine absurde Frage? Redewendungen sind reine Erfindungen von Menschen, eben eine menschliche Redensart, die umgangssprachlich geprägt wird und die etwas sagt, was sie aber ganz und gar nicht wörtlich so meint. Es gibt sie in allen Kulturen und sind natürlich überall unterschiedlich! „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr“ – das gibt es in der deutschen Kultur nicht; dafür „riskieren wir aber schon mal Kopf und Kragen“ oder es geht uns ein gutes Geschäft „durch die Lappen“, was uns dann „nach Strich und Faden“ ärgert, weil das „auf keine Kuhhaut geht“. Na, ihr wisst schon! Ich wollte euch wirklich nicht „auf die Schippe nehmen“!
Rocco A. Errico schreibt in seinem Buch „Es werde Licht – Die sieben Schlüssel zur aramäischen Welt der Bibel“, dass es in der Bibel über 1000 solcher Redewendungen gibt, die man dummerweise alle Wort-für-Wort übersetzt hat, sodass man eigentlich „nur Bahnhof versteht“! Das hat natürlich zur Folge, dass ihre wahre Bedeutung nicht nur missverstanden, sondern auch gar nicht hervor treten kann. Wir haben also das Problem, dass wir nicht verstehen, was an der Stelle zum Ausdruck kommen soll und zudem noch irritiert sind, weil es so, wie man es übersetzt hat, anderen Texten widerspricht.
Ich habe natürlich nicht vor, das Buch abzuschreiben, aber auf eine Sache möchte ich dennoch kurz eingehen, von der ich mir nie gedacht hätte, dass es sie betreffen würde, wenngleich ich mit der Aussage Gottes, mit seinem Fluch auf die Menschheit, wegen der Sünde der ersten Menschen schon immer insgeheim meine Probleme hatte, denn gerecht tönt das ja nicht gerade.
Der paradiesische Fluch ist entlarvt!
Zu dem Manne (oder: zu Adam) aber sagte er: »Weil du der Aufforderung deines Weibes nachgekommen bist und von dem Baume gegessen hast, von dem zu essen ich dir ausdrücklich verboten hatte, so soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwillen: mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang! 18 Dornen und Gestrüpp soll er dir wachsen lassen, und du sollst dich vom Gewächs des Feldes nähren! 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, von dem du genommen bist; denn Staub (oder: Erde) bist du, und zu Staub (oder: Erde) mußt du wieder werden!« 1.Mose 3
Nach jüngsten Erkenntnissen der Textkritik und anderen wissenschaftlicher Untersuchungen gehörte Genesis 3:14-19 ursprünglich nicht zum „Sündenfall“. In einer älteren Version der Erzählung wurden Adam und Eva direkt, nachdem Jahwe Gott ihren Ungehorsam entdeckt und ihre Verteidigung angehört hatte, aus dem Garten Eden vertrieben. Die Verbannung war die ursprüngliche und einzige Strafe, die dem Mann und der Frau auferlegt worden war. Die Verfluchung steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem Vergehen. Diese Verse beschreiben den gegenwärtigen Existenzzustand des Mannes, der Frau, der Schlange und des Ackerbodens. Nachträglich erklärt der biblische Verfasser ihre gegenwärtige Situation als Bestrafung. Deshalb sind die Verse 14-19a ein Zusatz des biblischen Erzählers.
Der Verfasser der Verse verwendet semitische Redewendungen. Diese Textstelle erweckt den Anschein, Gott habe Dornen und Disteln und Schweiß extra zur Bestrafung der Menschheit erschaffen, obwohl gesunder Menschenverstand uns anders lehrt. Wir wissen, dass Dornen und Disteln Waffen der Natur sind, mit denen sich bestimmte Pflanzen schützen. Ebenso wissen wir, dass sich der Körper, wenn er überhitzt ist, durch schwitzen selbst abkühlt und Gifte ausscheidet. Diese Reaktionen sind kein Fluch!
Nun zu uns. Natürlich sind Dornen und Disteln lästig und wenn sie uns stechen tut das weh. Diese Redewendung bedeutet also: Für das menschliche Paar würde das Leben beschwerlich werden. Sie missbrauchten das Vertrauen, das zwischen ihnen und ihrem Schöpfer bestand, indem sie die einzige Einschränkung, die Gott ihnen auferlegt hatte, missachteten.
In der bildhaften Sprache des Nahen Ostens weist „Schweiß“ auf das Elenden hin, das durch trügerische philosophische Überzeugungen des Menschen entsteht. Gott verflucht in der Geschichte nur die Schlange und den Ackerboden und sonst nichts. In Wirklichkeit verflucht Gott gar nichts, niemals. Die Menschheit selbst erschafft sich durch Unwissenheit und das Ausleben selbstzerstörerischer Gedanken „Dornen“ und „Disteln“ und isst ihr Brot „im Schweiße ihres Angesichts“. Die Geschichte vom Sündenfall ist eine Parabel (eine Erzählung) und sollte nicht als historischen Bericht missverstanden werden. Zitat Ende
Ich frage mich allerdings, ob dieses Beispiel nicht vorrangig zu den Hinzufügungsbeträgen gehört hätte? Die Wahl war hier schwer!
Interessant sind für uns natürlich auch die Redewendungen Jesu, wobei ich mir erhoffe, dass wir in dem Buch Die Evangelien in aramaeischer Sicht – George M Lamsa, der der Lehrer von Errico war, diesbezüglich noch mehr Licht erfahren können.
Von ihm stammt auch die Bibel aus dem aramäischen übersetzt:
The Holy Bible: From Ancient Eastern Manuscripts“ von Dr.theol. Georg M.Lamsa
Seine Übersetzung soll zwischen 10 000 und 12 000 große und bedeutende Unterschiede gegenüber der King James Bibel aufweisen!
Wer des Englischen mächtig ist darf sich hier bedienen:
http://ebookily.org/pdf/lamsa-bible-download
Auf zwei weitere, der im Buch aufgeführten möchte ich kurz eingehen, um dir einen Vorgeschmack zu geben.
Jesus sagt: Wer aber sagt: „Du Narr!“, der ist des höllischen Feuers schuldig!“
Kann das wirklich sein?
Gehenna dnura, „Höllenfeuer“ ist eine aramäische Redewendung, die „bedauern“, „mentale Qualen“ und „Zerstörung“ bedeutet. Für die aramäisch sprechenden Kirchenväter des 2.bis5.Jhds. n.Chr. war Höllenfeuer gedankliche Pein und kein Inferno, in dem Gott Menschen für immer brennen lässt. Erst später wurde „die Hölle“ bekannt, als eine für Gottlose und Ungläubige vorgesehene Stätte der Bestrafung. Unter den frühen nahöstlichen Kirchenvätern von Edessa und Nisibin, Mesopotamien war diese Lehre jedoch nicht verbreitet.
Jesus benutzte diesen Ausdruck also immer als Redewendung!
Aus Liebe zur Wahrheit
JedidaMD